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Leseprobe

Hier findest du eine Leseprobe aus meinem Debütroman "Detective & Magic Explosiv." Solltest du mehr Infos brauchen dann schau gern hier vorbei! 

Kapitel 1

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Die Nacht ist bis auf das leise, entfernte Zirpen der Grillen totenstill. Lärmen und Leuchten der Stadt werden von den Bergen vor dem Industriegebiet verschluckt. Hier ist alles friedlich und verlassen. Doch wie es meist ist, hält dieser Zustand nicht lange an. Es ist vielmehr die täuschende Ruhe, bevor der eigentliche Sturm losbricht.

Hinter der Lagerhalle, die am nächsten an die Stadt grenzt, regt sich etwas. Ein leises Rascheln, das sich eindeutig von dem der Grillen unterscheidet, ist zu hören. Dann ein kurzes Aufblitzen, wie bei einem Feuerzeug. Der Geruch von Benzin verbreitet sich. Auch am weiter entfernten Hafen sind nun hastige, sich entfernende Schritte zu hören. Von irgendwo hinter den Lagerhallen steigt eine kleine noch schwache Rauchsäule in den nachtschwarzen Himmel hinauf.

Jäh ertönt ein Klicken. Leise, beinahe so als würde eine Eieruhr laufen, dringt es durch die Stille. Ein lauter Knall gefolgt von einem Auflodern vertreibt jetzt vollends den Rest der Nacht, weckt die schlafenden Vögel und löst eine Welle der Alarmsirenen aus.

Der Schrei, losgelassen von der Person, die der in Flammen aufgehenden Lagerhalle gegenübersteht, geht vollständig im Knistern und Ächzen des Gebäudes unter. Von der ursprünglichen Ruhe der Nacht ist nichts mehr zu spüren.

 

Lina

„Plötzlich, dann“, die Atmung von Helen Stevens beschleunigt sich. Ihr steht wahrhaftig der Schock ins Gesicht geschrieben. Einige Momente vergehen stillschweigend. Das Ticken des Sekundenzeigers klingt unnatürlich laut und macht mir umso bewusster wie die Zeit vergeht ohne, dass wir an hilfreiche Informationen durch unsere Zeugin kommen. Bereits seit ungefähr einer Viertelstunde sitzen wir hier und beobachten Helen Stevens beim Schluchzen, heulen und immer wieder nach Luft schnappen. Bis jetzt hat sie uns noch nicht viel mehr erzählt, außer, dass sie am Industriegelände angekommen ist. Nicht einmal das Wie hat sie in ihrer Aussage erwähnt. Von Belang ist das zwar nicht, da wir einen am Industriegelände geparkten Wagen mit Hilfe des Autokennzeichens eindeutig ihr zuordnen konnten. Schön gewesen wäre es aber dennoch. So hätten wir wenigstens etwas mehr von ihr gehört als nur ihr eintöniges Schluchzen.

Helen Stevens‘ Blick ist immer noch auf die kahle, weiße Wand zwischen uns gerichtet. Bereits die ganze Zeit über hat sie keinem von uns in die Augen geschaut, nicht einmal als Victora, meine weitaus geduldigere Kollegin, ihr das gewünschte Glas Wasser direkt vor die Nase gestellt hat. Sie ist immer noch so schreckhaft wie ein verängstigtes Kaninchen. Dabei liegt die Tat, deren Zeugin sie ist, schon einige Stunden zurück und es besteht keinerlei Gefahr mehr. Mir fehlt das Verständnis, wie sie immer noch so aufgelöst sein kann und es nicht einmal schafft den Tathergang zu schildern. Wie kann sie noch immer so viele Tränen weinen?

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